Paul Humphrey

1931 - 1999

  • Elaine Marie Asleep, Mischtechnik auf Papier, 28 x 21,5 cm
  • Christine Asleep, Mischtechnik auf Papier, 27,9 x 21,7 cm
  • Ohne Titel, Mischtechnik auf Papier, 28 x 21,7 cm
  • Evelyn Asleep, Mischtechnik auf Papier, 28 x 21,7 cm
  • Natalie Asleep, Mischtechnik auf Papier, 27,9 x 21,7 cm

Paul Humphrey (*1931) beginnt erst spät künstlerisch zu arbeiten. Die “sleeping beauties”, Zeichnungen schlafender Frauen, sind bis zu seinem Tod 1999 sein Hauptmotiv. Fast täglich entsteht mindestens eine Arbeit, so dass das Universum von Humphreys schlafenden Schönheiten schließlich auf mehrere hundert Porträts anwächst.

Geboren wird Humphrey 1931 in Poultney, Vermont. Er absolviert die High-School und arbeitet nach dem Militärdienst bei der Marine einige Jahre im Amt für Straßenbau. 1971 siedelt er nach Brattleboro über, dort ist er als Taxifahrer und Anstreicher tätig. Im Alter von 57 Jahren erleidet er einen schweren Herzinfarkt, der ihn zwingt seinen Job aufzugeben. Seine finanzielle Situation wird umso prekärer, als die Sozialversicherung ihm wenig später entzogen wird, woraufhin Humphrey von einer bescheidenen Veteranenpension und durch das Sammeln von Pfandflaschen und leeren Blechbüchsen überlebt. Etwa zu dieser Zeit beginnt er zu zeichnen. Laut eigener Aussage wird die Kopie des High-School-Abschlussfotos seiner Tochter Ausgangspunkt für seine künstlerische Arbeit. Humphrey übermalt fortan unzählige Kopien von Fotos, Zeitungsausschnitten und Katalogbildern von Frauen. Jedes Bild dient ihm als Folie für seine Überarbeitungen. Dabei reicht sein Fundus von „Playboy“-Aufnahmen über Konterfeits von Filmstars wie Marilyn Monroe oder Goldie Hawn und Bilder von Monica Lewinsky bis hin zu den angeblichen Fotos seiner Tochter und ihrer Freundinnen.

In einem komplizierten Verfahren – Fotokopien der Originalvorlagen werden mit unterschiedlichen Materialien übermalt – entstehen seine immer ähnlichen Porträts auf Schreibmaschinenpapier. Meistens sind von den Frauen nur Kopf und Schulteransatz zu sehen, fast immer liegen sie angezogen auf einem Kopfkissen. In einigen sehr seltenen Fällen lässt er die Augen der Frauen geöffnet, doch diese „awake beauties“ bilden die Ausnahme innerhalb seines Werkes. „Vielleicht bin ich verrückt (das hilft in dieser Welt zu sein), aber ich bevorzuge die „sleeping beauties“. Ich finde, ein schlafendes Gesicht schaut so unschuldig aus“, sagt Humphrey über seine Arbeiten.

Schon zu Lebzeiten stellt er in kleinen Galerien der Umgebung aus. Einige Künstler, u.a. Gregg Blasdel, interessieren sich für seine Arbeit, von der Humphrey sagt: „Sie ist mein ganzes Leben, sie ist alles, was ich habe.“ 1992 erleidet er erneut einen Schlaganfall, seine linke Körperhälfte ist seitdem völlig gelähmt, und er verbringt den Rest seines Lebens im Rollstuhl.

Paul Humphrey stirbt im Juni 1999. Bei seiner Beerdigung fällt seine von ihm selbst konstruierte Lebensgeschichte jäh in sich zusammen: in Wahrheit hatte er weder eine Tochter, noch war er jemals verheiratet. Die detaillierten Schilderungen, die er Blasdel und anderen Freunden über sein Familienleben gegeben hatte, waren reine Erfindung.