Miroslav Tichy
1926 - 2011
Die voyeuristischen Schnappschüsse des 1926 in Tschechien geborenen Fotografen Miroslav Tichý sollten seit der Entdeckung seines Werkes durch Markt und Museen dem geschulten Kunstpublikum bereits bekannt sein. Der späte Ruhm des Künstlers Mitte der 2000er gilt als einzigartige Erfolgsstory der jüngeren Kunstgeschichte.
Nach einer Ausbildung an der Prager Kunstakademie begann Miroslav Tichý in den späten 40er Jahren eine vielversprechende Karriere als aufstrebender Avantgarde- Maler und Zeichner mit deutlichen Einflüssen von Matisse und den deutschen Expressionisten. Doch die totalitären Imperative des Sozialismus entfremdeten ihn der offiziellen Kultur. Diese Unvereinbarkeit zwischen eigenem und fremdem künstlerischen Anspruch führte den Künstler zunehmend ins Abseits. Tichý wird zum Außenseiter. Seine Autonomie bezahlt er unter dem Regime mit Aufenthalten im Gefängnis und der Psychiatrie. Er wendet sich zunehmend der Fotografie zu. Seine radikale Antihaltung gegenüber dem Establishment behält er auch nach dem Fall des Eisernen Vorhangs konsequent bei.
Bereits in den frühen 1990er zeigte die Galerie Susanne Zander Arbeiten des Künstlers. Nun wird eine übergreifende Auswahl des durchaus produktiven zeichnerischen und malerischen Werkes Miroslav Tichýs ans Licht gebracht. Die Ausstellung gewährt neue Einblicke und weist überraschende Parallelen innerhalb des vielfältigen Künstleroeuvres auf. Denn formell wie auch inhaltlich deuten die Arbeiten auf wiederkehrende Obsessionen: der Fokus auf auserwählte Körperteile, die gelassene Erotik, der Anschnitt in der Komposition, die Ästhetik der Unvollkommenheit und natürlich das Sujet: die Frau, das ewige Objekt der Begierde Tichýs.
Die Arbeiten von Miroslav Tichý sind weltweit in renommierten Sammlungen vertreten, unter Anderen im MMK – Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main, dem Centre George Pompidou, Paris, in der F.C. Gundlach Collection im Haus der Photographie Deichtorhallen, Hamburg, in der Collection Antoine de Galbert, Paris, und in der Treger Saint Silvestre Collection, Porto.