Morton Bartlett

1909 - 1992

  • ohne Titel, 1943 - 1963, Vintage Gelatin Silver Print, 8 x 8 cm
  • ohne Titel, Bleistift auf Pergament, 43 x 35,5 cm
  • ohne Titel, Bleistift auf Pergament, 43 x 35,5 cm
  • ohne Titel, Bleistift auf Pergament, 43 x 35,5 cm

Morton Bartlett starb im Alter von 83 Jahren. In seinem Haus in Boston, Massachusetts, fand man nach seinem Tod 15 handgemachte Kisten mit halblebensgroßen Puppen und Zubehör: zwölf Mädchen und drei Jungen, selbstgenähte Kleider, Schwarzweißfotografien der Puppen sowie unzähliges Studien- und Archivmaterial.

Bartlett wurde 1909 als einziger Sohn von Warren Goddard Bartlett und Aline Morton Brown in Chicago geboren. Im Alter von acht Jahren kam er als Vollwaise in eine Heim. Nach dem Besuch der Schule studierte er zwei Jahre lang in Harvard, um seinen Bachelor of Arts zu machen, brach aber das College ab, um als freier Werbefotograf zu arbeiten. Aufgrund gesundheitlicher Schwierigkeiten konnte er seine Fotografien jedoch bald nicht mehr selbst in der Dunkelkammer bearbeiten. Deshalb begann er mit diversen anderen Tätigkeiten: als Geschäftsführer einer Tankstelle, Möbelverkäufer und Designer von kunstgewerblichen Objekten.

Nach seinem Kriegsdienst wurde Bartlett Verleger und gründete schließlich „Morton Bartlett and Associates“, eine Agentur für den Entwurf und die Herstellung von Drucksachen. Ab 1935 begann er damit Puppen zu entwerfen: Modelle von Kindern zwischen acht und siebzehn Jahren. Um sie so naturalistisch wie möglich zu gestalten, studierte er Anatomiebücher und Kostümgeschichte, lernte nähen und mit Ton zu modellieren. Ein Jahr lang dauerte jeder einzelne Schöpfungsakt. Allein das Modellieren eines Kopfes brauchte fünfzig Stunden, bis er so naturidentisch erschien, wie es für Bartlett notwendig war.

Darüber hinaus galt sein Interessen den fotografischen Inszenierungen der Puppen. Er setzte seine Geschöpfe lesend ins Bett, hungrig an den Küchentisch, ließ sie in der Ecke stehen oder mit dem Spielzeughund schimpfen. Nicht die dokumentarische Abbildung war für Bartlett entscheidend, sondern das Durchspielen verschiedenster Momente von Wirklichkeit. Dazu arbeitete er mit Licht und Schatten, variierte Kleidung und Staffage.

Seine künstlerische Arbeit blieb lange Zeit unbemerkt. Erst 1962 zeigte er sie einem ihm bekannten Journalisten. Dessen Artikel im „Yankee Magazine“ (1962), erregte einiges Aufsehen. Das Interesse, das viele Leser in ihren Briefen bekundeten, schien Bartlett zu freuen. So jedenfalls bezeugt es die Korrespondenz.

Bartlett starb 1992.