Marcel Bascoulard

  • Pose 1, 4 mai 62, 1962, Vintage Silbergelantine-Print, 12,7 x 9 cm
  • Pose 3, 29 mai 71, 1971, Vintage Silbergelantine-Print, 12,7 x 9 cm
  • ohne Titel, undatiert, Vintage Silbergelantine-Print, 12,7 x 9 cm
  • Pose 6, 14 juin 62, 1962, Vintage Silbergelantine-Print, 12,7 x 9 cm
  • ohne Titel, undatiert, Vintage Silbergelantine-Print, 6,4 x 9 cm
  • Photo prise le 23 juin 48 à 10h env, 1948, Vintage Silbergelantine-Print, 6,4 x 9,1 cm
  • ohne Titel, undatiert, Vintage Silbergelantine-Print, 13,5 x 9,6 cm
  • Pose 3, 18 sept 67, 1967, Vintage Silbergelantine-Print, 12,7 x 9 cm

Marcel Bascoulard wird 1913 in Frankreich geboren. In den frühen 30er Jahren besucht er die Kunstschule in Bourges. Neben seinem fotografischen Werk malt, zeichnet und schreibt Bascoulard ein Leben lang. Er lebt auf der Straße, selbstbestimmt, als Clochard, bis er 1978 unter ungeklärten Umständen ermordet wird. Er ist bis zu seinem Tod Teil des Stadtbildes von Bourges und bekannt als “der Mann, der sich als Frau verkleidete.”

Anfang der 40er Jahre entstehen erste Selbstporträts. Sie zeigen einen jungen Mann im Kleid, in unaufdringlicher Pose, kess aber sachlich, kein Make-up. Charakteristisch ist sein direkter, unverfrorener Blick in die Kamera. Dieser Blick zieht sich, zunehmend vom Alter gezeichnet, über vierzig Jahre durch sein Werk, eine eher asexuell wirkende Konstante im Wechselspiel mit einer Vielzahl teils aufwendiger Kleider, manche selbst genäht, andere im Tausch für seine Bilder erworben. Es sind die Momente, die Bascoulard für einen Augenblick in eine andere Zeit versetzen, ihn in verschiedene Rollen schlüpfen lassen: als unverheiratetes Fräulein oder alte Jungfer, als Lehrerin oder Ladenbesitzerin, gerne mit kleinem Spiegel in der Hand, der mal als Fächer, mal als Hackebeil dient, als Haushälterin mit Schürze oder Dame des Hauses, aber auch in Rollen die er zunehmend erfindet oder selbst erschafft, wie die futuristisch anmutende Geisha in Vinyl aus seinem späteren Werk. Bei einer polizeilichen Festnahme 1952, erwiderte Bascoulard auf die Frage, warum er sich in der Öffentlichkeit in Frauenkleidern zeige, es sei eine “künstlerische Notwendigkeit.” Bascoulards Werk entstammt ebendieser Notwendigkeit: eine künstlerische Obsession im Ursprung eines gestalteten Lebens, das Fragen aufwirft über Gender, Identität und Biografie.